top of page

„Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!“

  • Autorenbild: PURE GRUPPE
    PURE GRUPPE
  • 19. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit
ree

Dieser provokante Buchtitel der Autorin Julia Karnick beschreibt treffend, was viele Planende bei ihren Bauprojekten erleben: verschwundene Handwerker, Nachträge und Verzögerungen, während Bauherrn, Architektinnen und Unternehmen gleichermaßen unter Druck geraten. Angebotsdumping, Fachkräftemangel und ein zunehmend juristisch aufgeladenes Umfeld erschweren die Zusammenarbeit und führen dazu, dass selbst konservative Bauzeitenpläne kaum haltbar sind.


Zwar gibt es weiterhin Handwerksbetriebe, auf deren Handschlag man sich verlassen kann. Doch ebenso wahr ist, dass Architekturbüros ihre Rolle als Projektmanager nur noch teilweise ausfüllen. Das „Magische Dreieck“ aus Kosten, Terminen und Qualitäten gerät dadurch leicht aus dem Blickfeld. Viele Kommunen reagieren, indem sie Bauprojekte in eigene Gesellschaften auslagern oder den Ruf nach Totalunternehmern verstärken – Planung und Bau aus einer Hand.


Vom Baumeister zum hochdifferenzierten Bauwesen


Im Mittelalter verkörperte der Baumeister alles in einer Person: Entwurf, Organisation und Bauleitung. Meisterwerke wie die Würzburger Residenz entstanden mit klaren Hierarchien, persönlicher Kommunikation und handwerklicher Präzision – ganz ohne Projektsteuerer oder digitale Tools. Mit der Renaissance änderte sich dies: steigende Anforderungen machten Spezialisierung notwendig, Architekten und Ingenieure trennten sich in ihrer Aufgabenverteilung, Vergabeverfahren und detaillierte Bauverträge hielten Einzug.

Heute ist das Bauwesen stark fragmentiert. Neben Architektinnen arbeiten Fachplaner für Brandschutz, Energie oder Sicherheit, hinzu kommen Projektsteuernde. Diese Vielfalt ermöglicht Qualität und Spezialisierung – setzt aber ein präzises Zusammenspiel voraus.


Digitalisierung und neue Prozesse


Digitale Methoden wie BIM oder LEAN Construction sollen Komplexität beherrschbar machen. BIM verspricht einen durchgängigen Datenaustausch vom Entwurf bis ins Facility Management, während LEAN-Ansätze auf schlanke Prozesse und frühe Einbindung von Ausführenden setzen. Damit wird ein Stück weit das alte Baumeistermodell wieder aufgegriffen – nur in digitaler Form.

Doch Regularien wie VgV, VOB/A und HOAI bremsen diese Entwicklung. Sie halten an der Trennung von Planung und Ausführung fest, obwohl Industrie und Totalunternehmer längst mit integrierten Modellen arbeiten. Andere Länder zeigen Alternativen: britisches Two-Stage Design and Build, niederländisches Engineer & Build oder skandinavisches Early Contractor Involvement sichern gestalterische Qualität durch unabhängige Planung, bevor die Ausführung integriert wird.


Renaissance des Baumeisters


Die Zukunft des Berufsbilds liegt zwischen Spezialisierung und Integration. Totalunternehmer, Generalplanende oder hybride Modelle könnten das Bauwesen prägen. Wir als Architekturbüro leben seit Jahren die unterschiedlichen Planungs- und Kooperationsmodelle. Von reiner Architektenleistung, über Generalplanungen, als auch als Nachunternehmer für Generalübernehmende. Wer die Entwicklungen erkennt, kann diese auch aktiv mitgestalten. Sprechen Sie uns über Kooperationen gerne an.

Kommentare


/ NEWS

bottom of page